Gesundheit in der Corona-Pandemie!

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Die Rolle des BETRIEBLICHEN GESUNDHEITSMANAGEMENTS in der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie hat Unternehmen kalt erwischt - und das unabhängig von Branche, Standort oder Größe. Das Thema Gesundheit hat sich aktuell einem wirklich bedeutenden Erfolgsfaktor für Unternehmen entwickelt. Gesundheit im Unternehmen ist der wichtigste Schritt, um Unternehmen zukunftsorientiert aufzustellen. Der Schutz der Beschäftigten und damit Produktivität und Wirtschaftlichkeit rücken immer mehr in den Fokus. Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass Infektionen am Arbeitsplatz ein sensibles und zentrales Thema sind. Dabei spielt Betriebliches Gesundheitsmanagement eine entscheidende Rolle. Das sind neue Anforderungen, die das Betriebliche Gesundheitsmanagement zukünftig mit abdecken sollte.

 

Mit der Pandemie bieten sich für das Betriebliche Gesundheitsmanagement neue Chancen. In vielen Unternehmen ist die Gesundheit der Beschäftigten wichtiger denn je. Arbeitgeber*innen stellen spätestens mit dem ersten Auftreten von Corona-Infektionen im eigenen Unternehmen fest, was es bedeutet, wenn Mitarbeitende schlagartig ausfallen und Quarantäne-Maßnahmen ergriffen werden müssen. Durch die Pandemie ist ein übrigens längst erforderliches Bewusstsein entstanden, dass die Gesundheit der Beschäftigten langfristig auch die wirtschaftliche Gesundheit des Unternehmens sichert. Gesundheit ist damit zur Chefsache geworden.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement rechnet sich und wird zur Chefsache

Auch wenn die Ergebnisse verschiedener Studien variieren, zeigen sie klar, dass sich jeder in die Mitarbeitergesundheit investierte Euro für das Unternehmen rechnet. Mehr Informationen liefert der iga-Report 40. Im Mittel liegt der ROI (Return on Invest = Verhältnis zwischen investiertem Kapital und Gewinn) bei 1:2,73. Das ist eine Verzinsung von 273% - das sollte Argument genug sein in Gesundheit im Unternehmen zu investieren.

 

Es zeigt sich, dass Unternehmen, die frühzeitig in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen investiert haben, heute schneller wieder den Normalbetrieb aufnehmen können. Damit erzielen sie deutliche Wettbewerbsvorteile. Unternehmen werden immer mehr auch an der Krisenfestigkeit gemessen und erkennen, dass Betriebliches Gesundheitsmanagement einen entscheidenden Einfluss hat.

 

Gesellschaftlich hat Gesundheit einen hohen Stellenwert erlangt. Diesbezüglich ist ein klarer Wertewandel zu erkennen. Investitionen auf Seiten der Unternehmen zur Erhaltung der Gesundheit sind nicht länger nur ein „Nice-to-Have“, sondern dringend erforderlich. Gesundheitsangebote im Unternehmen sind ein bedeutendes Element der Arbeitgeber-Attraktivität. Unternehmen mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement punkten ganz klar auf dem Arbeitsmarkt im Kampf um die immer knapper werdende Ressource der Fachkräfte. Ebenso bedeutend sind die Faktoren Gesundheit und Demografie-Management für die Mitarbeiterbindung. Das heißt, es wird auch immer wesentlicher Strategien zu entwickeln, um ältere Beschäftigte länger arbeitsfähig zu erhalten. Damit verbleibt auch wertvolles Know-How im Unternehmen. Das ermöglicht darüber hinaus ein fundiertes und effektives Wissensmanagement. Denn – je länger die Betriebszugehörigkeit – je wertvoller die Mitarbeiterin/der Mitarbeiter.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnt in der Pandemie an Bedeutung und Stellenwert. Das weiß auch der Staat und unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen. So kann ein Unternehmen 600 Euro pro Arbeitnehmer*in und Kalenderjahr steuerfrei zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und für die Betriebliche Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden erbringen. Geregelt ist dies in § 3 Nr. 34 EStG. Des Weiteren gibt es auch verschiedene staatliche Förderprogramme, die das Thema Gesundheit im Unternehmen mit bis zu 80% der Beratungskosten fördern.

 

Auch Krankenkassen unterstützen Unternehmen bei der Finanzierung von Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). Sie kommen damit ihrem gesetzlichen Auftrag der im Sozialgesetzbuch V §20 festgelegten Aufgaben in der Prävention nach. Voraussetzung ist, dass die Maßnahmen den im GKV-Leitfaden Prävention niedergeschriebenen Handlungsfeldern und Kriterien für die Leistungen der Krankenkassen in der Primärprävention und der Betrieblichen Gesundheitsförderung entsprechen.

 

Auch Berufsgenossenschaften und Rentenversicherung haben attraktive und kostengünstige bzw. kostenfreie Maßnahmen im Angebot. Die Deutsche gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) als Dachverband für die gesetzlichen Unfallversicherungen und Berufsgenossenschaften hat eine eigene Seite mit jeder Menge an Informationen zum Thema Corona und Gesundheitsschutz.

 

Bei freien Berater*innen mit Schwerpunkt Betriebliches Gesundheitsmanagement und auch Firmenbetreuern bzw. BGM-Berater*innen der Krankenkassen, den Aufsichtspersonen der zuständigen Berufsgenossenschaft gibt es mehr Informationen zu vorhandenen Budgets zur Umsetzung von BGF-Maßnahmen.

 

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Psychische Belastungen rücken mit Corona mehr in den Fokus

Die Corona-Krise fordert Arbeitnehmer*innen psychisch ganz besonders: Home-Office, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Einhaltung der Corona-Richtlinien. Viele wurden völlig unvorbereitet mit diesen Belastungen konfrontiert. Dazu kommen noch die individuellen Ängste – besonders bei Personen aus Risikogruppen bzw. Personen, die Risikogruppen versorgen. Sie verharren wochen- bzw. monatelang während des Lockdowns in Isolation und kämpfen mit der ständigen Angst um die eigene Gesundheit und die von Familie und Freunden.

 

Diese zusätzlichen psychischen Belastungen müssen zukünftig im Betrieblichen Gesundheitsmanagement Berücksichtigung finden und eingebunden werden. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat diesen Punkt daher explizit in den SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards verankert.

 

Arbeitgeber*innen sollten sicherstellen, dass Beschäftigte sich nicht alleine gelassen fühlen. Beispielsweise können virtuelle Sprechstunden angeboten werden. In denen können Mitarbeitende ihre Sorgen teilen. Auch Übungen zu Achtsamkeit, Stressbewältigung und bewusster Entspannung sowie die Zusammenarbeit mit einer internen oder externen Sozialberatung in diesem Bereich sind sinnvoll. Angebote zur Steigerung der Resilienz oder zur progressiven Muskelentspannung, die sich in den Alltag integrieren lassen, haben ebenfalls eine unterstützende Wirkung.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement in Verbindung mit internen Kommunikationskonzepten schafft zudem informelle Strukturen für einen regelmäßigen Austausch unter den Beschäftigten bzw. den einzelnen Teams. Quasi als Ersatz für den sonst üblichen Austausch in der Kaffeeküche oder in Mittagspausen. Eine beliebte Maßnahme ist beispielsweise gemeinsames virtuelles Kochen in der Mittagspause oder virtuelle Teamevents (außerhalb der Arbeitszeiten). Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Zwischenzeitlich gibt es bewährte Maßnahmen, die sich leicht auf das eigene Unternehmen anpassen und übernehmen lassen.

 

Mitarbeiterführung ändert sich ebenfalls – Stichwort „Führung aus der Distanz“. Regelmäßige Team-Treffen online, immer ein offenes Ohr durch die Führungskraft, feste Einzel- bzw. Team-Termine in denen Aufgabenverteilung, Updates, Termine etc. besprochen werden und Vereinbarungen getroffen werden, Kommunikationskonzepte … All das muss neu gedacht, konzipiert und umgesetzt werden. Warum? Zum einen damit die Produktivität und die Motivation nicht sinkt, zum anderen um das Team zusammenzuhalten. Oft sind an der Stelle Führungskräfte überfordert, da ihnen die Kompetenzen fehlen, sich digital aufzustellen. Auch dazu gibt es Trainings, die Führungskräfte befähigen, die Situation in den Griff zu bekommen, so dass sich die Beschäftigten nicht alleine gelassen fühlen.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement wird durch die Pandemie digitaler

Dadurch, dass viele Beschäftigte im Home-Office und auch die meisten Sportstätten geschlossen sind, können viele beliebte BGF-Angebote im Unternehmen nicht genutzt werden. Auch nach der Pandemie wird sich der Bezug zu Präsenzarbeitsplätzen grundlegend verändern. Digital geht nie mehr weg! Verantwortliche wissen, dass Betriebliches Gesundheitsmanagement zukünftig zunehmend digitaler und dezentraler werden muss. Über das Intranet oder Gesundheits-Apps beispielsweise sind Mitarbeitende auch außerhalb des Unternehmens erreichbar. Prozesse und Strukturen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements werden so immer mehr digitalisiert.

 

Die neuen Anforderungen an das Betriebliche Gesundheitsmanagement und die Betriebliche Gesundheitsförderung müssen sich auch in angepassten Inhalten widerspiegeln um die Beschäftigten in ihrer neuen Arbeitswelt unterstützen. Das können beispielsweise Hinweise zur Einrichtung eines Arbeitsplatzes Zuhause oder Fitnessübungen sein. Auch telemedizinische Angebote nehmen seit Ausbruch der Pandemie zu. Diese schützen Mitarbeitende vor überfüllten Wartezimmern und den damit verbundenen Ansteckungsrisiken.

 

Unternehmen mit eigenem Betriebsarzt können hier für eine entsprechende technische Umsetzbarkeit sorgen. Kleinere Unternehmen mit externen Betriebsärzten können mit Partnern in diesem Bereich zusammenarbeiten. Die meisten Dienstleister in diesem Bereich haben bereits ein telemedizinisches Angebot, welches die Beschäftigten nutzen können. So können sowohl die eigenen Ergebnisse aus dem Check-up, mögliche Risikofaktoren, als auch allgemeine Fragestellungen besprochen werden.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement wird zunehmend von Arbeitnehmer*innen gefordert

Viele Arbeitnehmer*innen machen sich gerade mehr Sorgen um ihre Gesundheit, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Daher fordern sie auch im betrieblichen Kontext entsprechende Maßnahmen bezogen auf Corona ein. Gesundheitsinitiativen werden von Beschäftigten besonders wertgeschätzt und haben eine sehr positive Auswirkung auf die Arbeitgeber-Attraktivität.

 

Gerade in Krisenzeiten suchen Mitarbeitende nach Vorgesetzten, die sie mit ihren Sorgen nicht alleine lassen. Beliebte Angebote, die der aktuell herrschenden Unsicherheit begegnen sind u.a. Gesundheits-Checks am Arbeitsplatz, die die eigenen Risikofaktoren identifizieren und Handlungsempfehlungen geben.

 

Ein klares und ständig aktuelles Hygienekonzept, dass für alle zugänglich ist, ist auch eine große Unterstützung für die Beschäftigten. Dort ist festgelegt, welche Maßnahmen wie umzusetzen sind. Beispielsweise wie oft und wie lange gelüftet werden muss, dass sich auf den Verkehrswegen oder Gemeinschaftsräumen (Treppenhaus, Gang, Teeküche etc.) immer nur eine Person aufhalten darf, dass Handläufe und Türklinken mehrmals täglich desinfiziert werden, wie mit Externen Firmen umzugehen ist (Postbote, externe Besucher etc.), wie man sich verhalten soll, wenn man selbst infiziert ist oder Kontakt zu einer infizierten Person hatte und noch vieles mehr.

 

Daher sollten alle Bereiche/Abteilungen innerhalb des Unternehmens in einen engen Austausch treten und Betriebliches Gesundheitsmanagement nicht isoliert betrachten. Gerade in der Pandemie und im Hinblick auf die sichere und gesunde Gestaltung des Arbeitsplatzes, müssen Verantwortliche aus Geschäftsleitung, Betrieblichen Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz, Personalbereich und Mitarbeitervertretung Hand in Hand arbeiten. Das sorgt übrigens auch für einen besseren Informationsfluss und gibt der Belegschaft mehr Sicherheit.

 

Die Nachfrage nach Covid19-Antikörpertests ist insbesondere auf Arbeitnehmerseite sehr hoch. Viele hatten in den zurückliegenden Wochen Symptome einer Erkältung oder Grippe und fragen sich, ob sie nicht vielleicht doch schon vom Covid-19-Virus betroffen waren. Arbeitgeber*innen sind seit April 2021 gesetzlich verpflichtet allen Beschäftigten, die nicht im Home-Office sind, mindestens einen Schnelltest pro Woche anzubieten.

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement agil, ganzheitlich und nachhaltig

Die Krise hat gezeigt, dass Unternehmen oft unvorhergesehenen Herausforderungen gegenüberstehen. In Bezug auf Corona muss das Betriebliche Gesundheitsmanagement ergänzt werden, um sich in Krisenzeiten als elementarer Bestandteil zur Krisenbewältigung zu etablieren. Das bedeutet, bestehende Angebote agil an neue Begebenheiten anzupassen. Im konkreten Fall kann das beispielsweise die Unterstützung im Bereich Arbeits- und Infektionsschutz sein.

 

Zudem sollte Betriebliches Gesundheitsmanagement in Bezug auf Corona agil die Herausforderungen, denen sich Arbeitnehmer*innen heute gegenübersehen, in den Mittelpunkt stellen. Diese können sich durchaus innerhalb weniger Tage verändern. So verschwimmen im Home-Office zunehmend die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Viele Arbeitnehmer*innen haben bisher nicht im Home-Office gearbeitet und sind aufgrund der Kurzfristigkeit der Umsetzung von Home-Office auch nicht darauf vorbereitet worden. Es mangelt schlicht an Kompetenzen, um Arbeiten und Leben zu vereinen. Betriebliches Gesundheitsmanagement muss inhaltlich hier anknüpfen und diese Bewältigungskompetenz bei den Mitarbeitenden schaffen. Sobald die Akutphase der Pandemie überstanden ist, gilt es, Betriebliches Gesundheitsmanagement agil, nachhaltig und ganzheitlich anzugehen.

 

Künftig wird Betriebliches Gesundheitsmanagement noch deutlicher am Erfolg gemessen. Es sollte daher eine detaillierte Analyse der Ziele und Zielgruppen zugrunde liegen, die anschließend mit passgenauen Maßnahmen erreicht werden. Es gilt, ein Konzept zu erarbeiten, dass einen Großteil der Beschäftigten erreicht und nachhaltig in die Unternehmensstrategie integriert wird. So kann Betriebliches Gesundheitsmanagement unterstützen, Mitarbeitende nach einer möglicherweise langen Zeit im Home-Office wieder an Bord zu holen und langfristig ans Unternehmen zu binden - und das motiviert und gesund.

 

Autorin: Susanne Lücke, Mut zur Lücke

 

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